Metallpanzer

Muskelpanzer mit Helm aus Süditalien, um 340–330 v. Chr. Rijksmuseum van Oudheden, Leiden. Foto: By I, Sailko, CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7128430

 

Bronzepektoral um 370-340 v. Chr., Museo Archeologico Regionale Paolo Orsi, Syrakus. Foto: By Jerónimo Roure Pérez, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=75169721


Metallpanzer aus Bronzeblechen

 

Auch wenn der Linothorax in der griechischen Welt in klassischer und hellenistischer Zeit dominierte, so wurden dennoch auch weiterhin Metallpanzer produziert. Diese Panzer sind bisher ebenfalls nicht gut untersucht und auch nicht erfasst. Auf dieser Seite soll versucht werden, einen Katalog über die bekannten Muskelpanzer, Pektorale (mit Muskeldekor) und Dreipasspanzer zusammenzutragen:

 

Muskelpanzer

Pektorale (in Arbeit)

Dreipasspanzer (in Arbeit)

 

Zur Forschungslage

 

Neben den Leinenpanzern bzw. Rüstungen vom Typ IV nach Jarva 1995 (zur Literatur, s.u.) gab es in klassischer und hellenistischer Zeit weiterhin Brustpanzer aus Bronze. Zumeist handelte es sich dabei um sogenannte Muskelpanzer, die ihrem Namen entsprechend durch einen anatomischen Dekor charakterisiert waren. Sie lösen in Griechenland in den Jahrzehnten um 500 v. Chr. die älteren Glockenpanzer ab. 

Die älteren Glockenpanzer aus archaischer Zeit, die auch im nördlichen Barbaricum und bei den Kelten bekannt waren, sind relativ gut erfasst und in der Forschungsliteratur bearbeitet. Insgesamt sind die archaischen Rüstungselemente Griechenlands deutlich besser untersucht als die in klassischer Zeit, also nach dem Jahr 500 v. Chr. Am besten erforscht sind die Helme, doch auch die Schilde und Beinschienen, sowie die übrigen, eher seltenen Rüstungselemente für Unterleib, Arme und Oberschenkel sind erfasst. Ein Teil der Literatur ist am Ende der Seite zusammengefasst.

Ein Grund für die Konzentration der Forschung auf die archaische Zeit ist die Ergiebigkeit der Grabungen im antiken Olympia. Dort wurden mit Abstand die meisten Rüstungsteile in Griechenland und dem Ägäisraum gefunden. Doch in den Jahrzehnten um 500 v. Chr. rückte man von Sitte ab, erbeutete Rüstungen im Heiligtum zu weihen. Hinzu kommt, dass sozialpolitische und taktische Veränderungen zu einem Wandel in der Ausrüstung führten. Die Hoplitenrüstung war im 5. Jh. v. Chr. deutlich leichter und weniger geschmückt, weshalb die Beschäftigung mit den Ausrüstungsteilen vielleicht weniger lohnenswert erschien.

Die Muskelpanzer und übrigen Metallrüstungen aus klassischer und hellenistischer Zeit sind allerdings bisher nur sehr unzureichend katalogisiert und erforscht. Nach der grundlegenden Arbeit von Arnold Hagemann aus dem Jahr 1913 gab es nur wenige weitere Sammlungen, doch keine Studie hat auch nur in Ansätzen den Bestand der klassischen und hellenistischen Muskelpanzer, geschweige denn der Metallpanzer erfasst. Auf dieser Seite soll der Versuch unternommen werden, die bekannten Exemplare der Brustpanzer ab klassischer Zeit zu sammeln.

 

Überblick

 

Bei der Betrachtung der Metallpanzer in klassischer und hellenistischer Zeit werden nur die Rüstungen betrachtet, die vorrangig in der griechischen Welt in Gebrauch waren. Kettenhemden oder Schuppenpanzer, die bei den Kelten und im republikanischen Rom verwendet wurden, sind ebenfalls besser untersucht. Stattdessen konzentrieren wir uns auf die Muskelpanzer, Pektorale mit Muskeldekor und die sogenannten Dreipasspanzer: 

 

Glockenpanzer

Muskelpanzer

Pektoral

Dreipasspanzer


 

Muskelpanzer sind aus den Glockenpanzern mit anatomischen Details entstanden. Die meisten Exemplare wurden in Griechenland und Italien gefunden, doch die zeitgenössischen Abbildungen deuten darauf hin, dass sie auch in anderen Ländern des östlichen Mittelmeerraumes getragen wurden. 

Pektorale sind Metallplatten, die im Wesentlichen nur Lunge und Herz schützen und mit minimalem Metallbedarf ein recht effektiven Schutz bieten. Nicht ohne Grund haben die Panzerplatten moderner beschusshemmender Westen die gleichen Ausnahme und schützen die gleichen Körperpartien. Seit dem 5. Jh. v. Chr. lassen sich in Italien rechteckige Pektorale mit Muskeldekor nachweisen, die wahrscheinlich von den griechischen Muskelpanzern beeinflusst wurden. Oftmals sind auch an den Flanken und auf den Schultern weitere Bronzeplatten, die einen zusätzlichen Schutz bieten, ohne einer genauen Anpassung an den Träger zu bedürfen. Daher bot diese Rüstungsform ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis.

Die Dreipasspanzer sind eine indigene Entwicklung, auf der die Brustmuskulatur sehr schematisch durch 2 Kreise wiedergeben ist. Auf dem Bauch befindet sich manchmal ein dritter Kreis oder der Bereich ist durch andere Dekore geschmückt. Auch diese Rüstungen waren auf den Schultern und an den Seiten mit Platten verbunden.

 

Literatur:

 

Mehrere Rüstungsteile

  • Baitinger, Holger: Waffenweihungen in griechischen Heiligtümern, Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Band 94, Mainz 2011.
  • Hannah, Patricia: The Representation of Greek Hoplite Body-Armour in the art of the fifth and fourth centuries B.C., Diss. Oxford 1984.
  • Jarva, Eero: Archaiologia. Archaic Greek Body Armour, Studia Archaeologica Septentrionalia, Band 3, Rovaniemi 1995.
  • Snodgrass, Anthony: Early Greek Armour and Weapons. From the end of the Bronze Age to 600 b.c., Edinburgh 1964.

Brustpanzer: 

  • Hagemann, Arnold: Der griechische Metallpanzer, Leipzig 1913.
  • Laube, Ingrid: Thorakophoroi. Gestalt und Semantik des Brustpanzers in der Darstellung des 4. bis 1. Jhs. v. Chr., Tübinger archäologische Forschungen, Band 1, Rahden 2006.

Helme:

  • Antike Helme. Sammlung Lipperheide und andere Bestände des Antikenmuseums Berlin, Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, Band 14, Mainz 1988.
  • Born, Hermann: Die Helme des Hephaistos. Handwerk und Technik griechischer Bronzen in Olympia, München 2009.

  • Dintsis, Petros: Hellenistische Helme, 2 Bände, Rom 1986.

  • Frielinghaus, Heide: Die Helme von Olympia. Ein Beitrag zu Waffenweihungen in griechischen Heiligtümern, Olympische Forschungen, Band 33, Berlin u.a. 2011.

     

Schilde:

  • Blyth, Henry: The Structure of a Hoplite Shield in the Museo Gregoriano Etrusco, in: Bollettino dei monumenti, musei e gallerie pontificie, Band 3, 1982, 5 – 21.
  • Bol, Peter: Argivische Schilde, Olympische Forschungen, Band 17, Berlin u.a. 1989.
  • Lippold, Georg: Griechische Schilde, in: Münchner Archäologische Forschungen, Band 9, 1909, 399 – 504.
  • Philipp, Hannah: Archaische Silhouettenbleche und Schildzeichen in Olympia, Olympische Forschungen, Band 30, Berlin u.a. 2004.

 

 

Beinschienen:

  • Kunze, Emil: Beinschienen, Olympische Forschungen, Band 21, Berlin u.a. 1991.

 

M.Z.